Retreat, ein Trend?

Es stellt sich die Frage, ob die Retreat Angebote von heute auch wirklich das bieten, was der Begriff in der Tiefe eigentlich verspricht. 

In den letzten Jahren hat der Trend ein Retreat anzubieten stark zugenommen. Der Begriff wurde häufig im Kontext für Wellbeing Wellness und Yogareisen genutzt. Du findest online unzählige Angebote, was schnell auch zu Überforderung führen kann. Doch haben diese Events, die sich als Retreat bezeichnen, wirklich etwas mit Rückzug, Innenschau und innerer Heilung zu tun? Was ist authentisch und was macht den Anschein, als würde ein Retreat nur für Marketingzwecke veranstaltet werden?

Wir sollten uns selbst immer wieder erinnern, dass die wirkliche Entwicklung dann stattfindet, wenn du gar nicht daran denkst, die Kamera draufzuhalten. 

An der Stelle möchte ich erwähnen, dass ich Retreats im Allgemeinen nicht schlecht reden möchte, sondern vielmehr den authentischen Kern eines Retreats hinterfragen möchte. Ich denke, dass jeder von uns seine ganz individuelle Vorstellung von einem Retreat hat. In diesem Zuge lade ich dich gerne dazu ein, zu überlegen, was ein gutes Retreat für dich ausmacht? Was bedeutet der Begriff Retreat für dich?

Viele Aktivitäten und Tools, die in den Retreats eingebunden werden, wie zum Beispiel Yoga, Meditation etc. sollen dich dabei unterstützen, wieder mehr bei dir anzukommen. Damit du nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern auch eine nachhaltige Veränderung bewirkst, hier ein paar Reflexionsfragen. 

Reflexion, bevor du ein Retreat besuchst: 

• Mit welcher Intention besuchst du ein Retreat? 
• Was bedeutet ein Rückzug für dich individuell? 
• Was würde dir gerade guttun? 
• Geht es einfach darum, mal rauszukommen, durchzuatmen, Abstand zum Gewohnten zu gewinnen oder einfach mal was anderes zu machen, als du es gewohnt bist? 
• Ist es eine Flucht oder bist du wirklich bereit etwas Grundlegendes zu ändern? Vergiss nicht, egal wo du hingehst, du nimmst dich, dein Inneres, deine Probleme mit. Du kannst nicht vor ihnen davonlaufen! 

Im folgenden möchte ich mit dir teilen, was ein RÜCKZUG für mich in meinem Leben bedeutet und wie es mein Leben verändert hat. 

Warum ein Rückzug von deinem Alltag dir dabei hilft, deine Beziehung zu dir zu stärken? 

Wenn wir also das Ganze mal runterbrechen und uns nur auf den Begriff – Rückzug- berufen, dann geht es im Allgemeinen darum, immer wieder sich selbst den Rückzug im Alltag zu erlauben. Ob es in Form eines Retreat Events ist, wo du an die Hand genommen wirst oder ob du dir selbst immer wieder im Alltag kleine Auszeiten gönnst. 

Mein Leben, bevor ich mir selbst Rückzug im Alltag erlaubt habe.  

Auf meinem persönlichen Entwicklungsweg hat der Rückzug in meinem Alltag eine große Rolle gespielt. Ich versuche dir einmal zu beschreiben, wie mein Leben aussah, bevor ich mehr Rückzug und me-time integriert hatte. 

Angst allein zu sein

Ich war viel unterwegs, bin von A nach B gehetzt und habe nach Ablenkung im außen gesucht. Ich konnte nicht mit mir allein sein. Jedes Mal, wenn ich in der Stille war und ich allein mit mir war, habe ich zum Handy gegriffen und mir Beschäftigung gesucht. In diesen Momenten habe ich mich selbst übergangen, habe keine Pausen gemacht, um meinen Emotionen Raum zu geben. Ich habe nicht auf meine Intuition oder innere Stimme gehört. 

Abhängig von außen

Je mehr ich den Fokus im außen hatte, desto mehr habe ich mich von mir selbst entfernt. Ich war weit entfernt von meinem inneren Kern und abhängig von meinem außen. Ich habe jede Entscheidung von meinem außen abhängig gemacht, meinen Eltern, meinem Partner und meinen Freunden. Ich habe mich beeinflussen lassen und konnte keine eigenen Entscheidungen treffen.

Fremdenergien

Ich bin schon immer sehr feinfühlig und habe die Emotionen von anderen, als meine wahrgenommen. Wie ein Schwamm habe ich sie aufgesaugt, ohne es zu bemerken. Ohne Rückzug, habe ich mir nie die Möglichkeit gegeben, in mich reinzufühlen, ob das wirklich meine Überzeugungen und Emotionen sind. 

Ich habe gar nicht bemerkt, wie der Fokus im außen mein komplettes Leben beeinflusst hat. Es war wichtig wieder Herr meiner Selbst zu werden und mir meine Power wieder zurückzuholen. Nur ich selbst konnte etwas verändern. Also habe ich Verantwortung für mich übernommen und mich bewusst dazu entschieden immer wieder den Blick nach innen zu richten. Ich musste alte Gewohnheiten gehen lassen und wieder lernen mehr bei mir zu bleiben und mich mit mir zu verbinden, bevor ich nach draußen gehe. Das war ein hartes Training und eine Umgewöhnung, aber heute ist es mein neues normal. 

Wie kann so ein Rückzug aussehen? 

• Mehr PAUSEN im Alltag integrieren. Anhalten, langsam sein, durchatmen. 
• Tägliche Check-ins 
• Reflektieren, Journalning, Zugang zu deinem Unterbewusstsein bekommen. 
• Bodyscan Übungen
• Atemübungen, die dich in den Moment bringen. 
• Mit dir allein sein. Dinner for one.
• Erschaffe dir deinen Rückzugsort im außen.
• Fühlen, was da ist, hinhören, spüren, wahrnehmen, dich selbst umarmen. 
• Innere Child Connect Übungen 
• Meditation 
• Body Movement 
• Grenzen ziehen, Nein sagen und für deine Bedürfnisse einstehen. 

Welche positiven langfristigen Auswirkungen hat ein Rückzug auf dein Leben?  

Du lernst dich selbst besser kennen, ungefiltert. Du schenkst den Anteilen in dir selbst Aufmerksamkeit, vor denen du im außen vielleicht davonlaufen möchtest. Aber hier, in der Stille, nur mit dir, begegnest du dir selbst mit all deinen Facetten. Du hast hier die Möglichkeit diese Facetten, die du nicht magst, annehmen zu lernen. Dich zu umarmen in deiner Vollkommenheit. Du richtest hier deinen inneren Kompass aus. Du lernst deine Werte und Bedürfnisse kennen, bevor du nach draußen gehst. Alles beginnt in dir!

7 Gründe ein Retreat zu besuchen

1. Zoom out

Verschaffe dir einen Überblick. Oftmals stecken wir mittendrin, sind so nah am Geschehen, dass wir es gar nicht mehr bewusst wahrnehmen und wertschätzen. Durch einen Ortswechsel erkennen wir von außen, was bereits ist und lernen es wieder wertzuschätzen. Du wirst dir vielleicht über Gewohnheiten bewusst, die sich in deinen Alltag geschlichen haben und über die du dir bisher nicht bewusst warst. 

2. Von außen nach innen

Abstand zu den Stimmen im außen. Es ist leise und in der Stille verbindest du dich wieder mit dir. Du hast Raum, um einzuchecken, dich zu sammeln, zu spüren, zu fühlen, dir bewusst zu machen was du will, was deine Bedürfnisse sind, bevor du wieder nach draußen gehst. 

3. Out of Comfort: Zeit für Wachstum im Unbekannten

Es ist ein täglicher CHECK-IN. Der Blick nach innen. Was ist gerade da? Mit welcher Inneren Haltung gehe ich durch den Tag? Es ist wichtig sich manchmal komplett rauszuziehen, aus deiner Komfortzone, aus deinem gewohnten Umfeld, um wieder bei dir anzukommen. Zu erkennen was ist deins? Willst du das wirklich? Entspricht das, was du lebst deinen Werten oder lebst du nach der Überzeugung anderer, die du dir hast einreden oder vorleben lassen? Außerhalb deiner Komfortzone ist alles Unbekannt, hier liegt dein Wachstum. Du lernst neues in einer neuen Umgebung, neue Synapsen Verknüpfung können entstehen und du wirst inspiriert. Es stärkt deine Kreativität. 

4. Entdecke dich neu!

Niemand kennt dich. Niemand schränkt dich ein. Dein Umfeld kennt deine Identität und reibt es dir auch immer wieder unter die Nase. „Typisch Du, chaotisch, wie immer.“ In einem neuen Umfeld ist alles urteilsfrei. Keiner kennt dich. Du kannst heute deine alte Identität mal loslassen und dich ganz neu entdecken, dich ausprobieren und neu erfinden. Du darfst heute entscheiden, wer du sein möchtest. 

5. Löse dich aus Abhängigkeiten. Übernimm Verantwortung & triff deine eigenen Entscheidungen.

Wir leben oft das Leben von anderen oder für andere, weil wir uns beeinflussen lassen, statt unseren eigenen Weg zu gehen und auszuprobieren. Andere denke oft sie wissen es besser, was das Beste für uns ist. 

Das können nur wir selbst wissen, doch dafür musst du dich zuerst von der Meinung von außen befreien und deine eigenen Erfahrungen machen, um dich besser zu verstehen und kennenzulernen. Deshalb ist es auch so wichtig, mit wem du dich umgibst, welche Überzeugungen und Ängste diese Menschen haben, das kann dich stark beeinflussen! Umgib dich mit Gleichgesinnten, die dich verstehen oder Menschen, die weiter sind und dich inspirieren. 

6. Die weibliche Seele in ihrer natürlichen Kraft. Komm wieder mit dir selbst in Kontakt.

Durch die Offenheit und Empfänglichkeit ihres Wesens nehmen Frauen viele Eindrücke auf und sind aufgesaugt wie ein Schwamm. Sie brauchen Verdauungszeiten. Nichts nährt die weibliche Seele mehr als NICHTSTUN, sich ins SEIN hinein entspannen. In der Passivität werden Erfahrungen verinnerlicht und können in der Tiefe fruchtbar werden. Wenn wir uns entspannen, kann sich alles setzen, was wir aufgenommen haben. 

Wie willst du mit deinem Inneren verbunden sein, wenn du den ganzen Tag mit deiner Aufmerksamkeit im Außen warst? Durch eine Auszeit, eine Phase der inneren Sammlung. Ein Klima der Entspannung ist wichtig, damit sich die weibliche Seele öffnen kann. Auf dieser Basis können wir wieder mit uns selbst in Kontakt kommen!

7. Umgang mit deinen Emotionen

Du kommst wieder in deinem Körper an. Du fühlst dich und hörst auf deinen Körper. Was brauche ich gerade und wie kann ich das heute in meinem Alltag integrieren und kommunizieren? Du kennst deine Innenwelt und stehst auch im außen dafür ein, weil du weißt, was du gerade brauchst und was du willst. Du lernst deine Emotionen nicht länger wegzudrücken, sondern sie anzunehmen. 

Ich hoffe ich konnte dir in diesem Blogbeitrag näherbringen, was ein Retreat für mich persönlich bedeutet.